Die Zukunft der Partnersuche in Deutschland
Wir schreiben das Jahr 1964. Der Buchhalter Lewis Altfest und der IBM-Programmierer Robert Ross legen den Grundstein für die moderne Partnervermittlung, denn sie lassen die Daten der Liebessuchenden von einem Computer analysieren, um den kompatibelsten Partner ausfindig zu machen. Was damals mit einem Multiple-Choice-Bogen begonnen hat, wurde in gut einem halben Jahrhundert zu einer Institution. In der heutigen Zeit können wir das Chatten, Flirten, Profile durchstöbern und vielleicht sogar den Traumpartner mittels World Wide Web zu finden aus unserem Leben nicht mehr wegdenken. Und was ist schon dabei? Gut 8 Mio deutsche Singles stöbern monatlich auf Dating-Portalen, auf der Suche nach… und das ist die große Frage: was suchen die Menschen eigentlich?
Was mit einer Lochkarte begann, hat sich vor allem im letzten Jahrzehnt zu einem wahren Boom entwickelt. Es gibt verschiedenste Plattformen, die einem fast jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Lust auf ein ungezwungenes Techtelmechtel? Wer sich beispielsweise bei FirstAffair anmeldet, ein C-Dating Portal, kann sich ganz frei und auf die Suche nach einem prickelnden Abenteuer machen. Wer aber lieber etwas Ernsteres anstrebt, der sollte sich bei einer klassischen Partnervermittlung anmelden. Oft wird man noch schief angeschaut, wenn man gefragt wird, wo und wie man sich eigentlich kennengelernt hat. Die Partnervermittlung ist jedoch nicht so jung, wie wir immer denken: ein Urteil aus dem Jahre 1900 besagt, dass Heiratsvermittler kein Geld für ihre Dienste fordern dürfen (Paragraf 656 BGB) und da eine klassische Partnervermittlung auf eine Heirat abzielt, dürfen die Kunden nicht zur Kasse gebeten werden. Bevor man also losklickt, sollte man sich genau überlegen, was man gerade wirklich will, denn für (fast) jeden Geschmack ist etwas dabei.
Natürlich wird die Suche zunehmend kundenfreundlicher, die Portale werben mit gratis Flirtapps oder auch Funk-Chips, die das Treffen mit Flirtwilligen immer spontaner werden lassen. Auch das Verhalten der Nutzer wird immer besser und schneller analysiert und hilft dabei, genau den Partner zu finden, den wir suchen. Zudem steigt der Frauenanteil rasant an: heutzutage sind die meisten Frauen wesentlich unabhängiger und haben eine genauere Vorstellung von dem, was sie wirklich wollen.
Doch wie sieht es mit der Zufriedenheit der Kunden aus? An der University von Chicago wurde eine Studie veröffentlicht, bei der 19.000 Personen befragt wurden, wie glücklich sie in ihrer Beziehung seien. Paare, die sich zwischen 2005 und 2012 das Ja-Wort gegeben haben, sind tendenziell in den ersten Jahren glücklicher, wenn sie ihren Partner über das Internet kennengelernt haben. Die Studie bezieht sich nur auf US Bürger, es wird aber klar ersichtlich, dass das Kennenlernen durch Partnervermittlungen aber auch durch Soziale Netzwerke immer mehr zur Normalität gehört. Bei der Studie stellte man zudem fest, dass sich etwa 35 Prozent der Befragten im Internet kennengelernt haben und dass die Scheidungsrate sehr viel geringer ausfällt als bei Paaren, die auf anderen Wegen zueinander gefunden haben. Wie man sich also kennenlernt, ob es als Affäre beginnt und zu etwas Ernsterem wird oder ob es sich um Liebe auf den ersten Blick handelt – es ist klar, dass das Medium Internet auch vor unseren zwischenmenschlichen Beziehungen nicht Halt macht.